Dass der T5 auch in der TSI-Benziner-Variante mit Automatik ein Abgasproblem hat, ist nicht neu. Schon 2018 hatten Handelsblatt und Bild am Sonntag berichtet, dass Testfahrern Anleitungen zur Verfügung stehen, mit denen der Bulli auf „funktionierende“ Rollenprüfstandsmessungen vorbereitet werden können. Der Fahrer kann z.B. durch das Einschalten der Warnblinklichts und in Folge weiterer Aktionen die Schaltung des Automatikbetriebes so beeinflussen, dass die Abgaswerte passen. Erreicht wird das dadurch, dass das Auto viel früher schaltet als im Alltagsbetrieb.
Öltod-Anwalt Frederick Gisevius von Brüllmann Rechtsanwälte: "In der aktuellen Diskussion um den Benziner-Abgasskandal erinnert man sich natürlich gern an solche Sachen!“ Für den Stuttgarter Anwalt ist klar: Der T5 TSI (mit Automatik) ist vom Abgasskandal betroffen und die bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart dokumentierten Manipulationen erfüllen alle Ansprüche, die man an den Betrugs-Paragrafen 826 stellen kann: „Betrug, vorsätzlich und sittenwidrig!“
Frage ist nämlich, was nach Aufdeckung durch die Medien und die Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft 2018 passiert ist? Gisevius: „Entweder diese komische Technik geistert noch immer durch die Steuergeräte des T5-Benziners oder sie wurde durch Updates entfernt, wobei es unklar ist, ob die Besitzer darüber überhaupt informiert wurden. In beiden Fällen bleibt der Mangel bestehen!“
Der Bulli-Experte bezieht sich bei der Mangelbeschreibung auf eine Vorrichtung, die nicht Teil der allgemeinen Zulassungsgenehmigung ist, vom KBA nicht freigegeben wurde und die dafür sorgt, dass mehr Emissionen produziert werden, als zulässig. Gisevius: „Nimmt man die aktuellen BGH-Urteile zum Dieselskandal hinzu, dann definiert sich so eine unzulässige Abschaltvorrichtung.“
Der Öltod-Anwalt geht übrigens auch davon aus, dass der T6 in den Benziner-Varianten ebenfalls betroffen ist – zumindest die Automatik-Versionen. Beim T6 hatte Volkswagen die Produktion der TSI-Variante übrigens Anfang 2018 eingestellt. Offensichtlich weil vorgeschriebene CO2-Emissionsgrenzwerte mit der Volkswagen-Benzinertechnik nicht zu lösen waren.
Rund um den Auslieferungsstoß des T6 TDI ab Dezember 2017 gibt es viele Hinweise, dass das Automatikgetriebe der Hauptgrund für die damaligen Probleme ist. Die Automatikgetriebe wurden von ZF geliefert. Das Unternehmen musste jüngst eine Millionenstrafe zahlen, nachdem Ermittlungen ergeben hatten, dass die für die Volkswagenfamilie gelieferten Getriebe nicht vor nachträglichen Manipulationen geschutzt waren. Hier der damalige Verlauf
08.12.17: Auslieferung T6 Diesel wird gestoppt
19.12.17: Keine Auslieferung vor Februar 2018 angekündigt
03.01.18: Auch T6-Transporter (N2) werden nicht mehr ausgeliefert
10. 01.18: Umbestellung von Automatik auf 7-Gang-Getriebe möglich
15.01.18: 6-Gang-Handschalter nur noch als Allrad im Programm
23.01.18: Umbesteller müssen auf Automatik T6 noch bis Mitte Juli 2018 warten
16.02.18: Aktuelles Kundenanschreiben von VW
21.02.18: Stornieren und neu bestellen mit neuen Grenzwerten – Liefertermin September 2018
22.02.18: Überraschende Ansage: Bulli als “Benziner” ist Geschichte – zu viel CO2
23.02.18: “Voraussichtlich Mitte März” – Auslieferungsstopp geht in den 3 Monat
18.03.18: Der Auslieferungsstopp ist für einige Modelle aufgehoben
10.04.18: Auslieferungsstopp gilt weiter für 200 PS-Schaltgetriebe
08.06.18: KBA weitet Untersuchungen auf 192.000 T6 aus – Verdacht: Zu hohe Co2-Emissionen
14.06.19: Rückruf 23Z7 KBA ruft T6 mit Automatikgetriebe zurück
30.01.20: Rückruf 37L8 – Rückruf betrifft nur ältere T6 mit EA189-Motor
Man sicherlich das eine oder andere Muster erkennen!
Und es ist noch nicht vorbei: Mandanten von Brüllmann erfuhren vom KBA, dass weitere Untersuchungen anstehen und noch lange nicht alle Motorkennnummern "durch" sind. Insbesondere die im T5-Biturbo verwendeten Abschaltvorrichtungen seien noch nicht untersucht worden.